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Marvel History – von Timely über Atlas zu Marvel Comics Group

Die Stationen der Marvel Comics von 1939 bis heute


Timely LogoTimely

Der Vorläufer von Marvel war "Timely Publication" (1934 bis 1950, ab 1939 entstand dazu "Timely Comics") gegründet von Martin Goodman (18.1.1908 in Brooklyn - 6.6.1992 Palm Beach, FL).
Goodman war in den weniger guten Zeiten der Wirtschaftskrise als eine Art Vagabund unterwegs, ehe er als Verkäufer für Paul Sempliner's Independent News arbeitete. Mit Kollegen (John Goldwater und Maurice Coyne) machte er sich 1931 selbstständig und publizierte unter Columbia Publications als einer der ersten Verlage pulp Magazine. 1932 stieg Goodman aber wieder aus. Vermutlich aus strategischen Gründen hat er mehrere Verlage gegründet. Seine Ex-Kollegen gründeten MLJ Comics (Maurice Coyne, Louis Silberkleit, John Goldwater), aus dem später Archie Comics geworden ist. Von Goodman kam u.a. "Western Fiction Publishing" und "Red Circle" und er publizierte 1933 unter alleiniger Regie pulps (seine erste Publikation war Western Supernovel Magazine im Mai 1933, hieß später Complete Westen Book Magazine). Ein bekannter Charakter aus der Zeit ist Ka-Zar – ein Tarzan-Imitat (1936).

Martin Goodman Western-Supernovel-Magazine Funnies Weekly Marvel Comics Timely Ka-Zar
Martin Goodman,
Gründer von Timely Comics
Western Supernovel Magazine - pulps aus dem hause Goodman Funnies Weekly,
erster Auftritt von Namor dem Sub-Mariner
Marvel Comics 1 - der Beginn der Comic-Geschichte bei Timely Ka-Zar, dasTarzan Imitat von 1936 - er tauchte immer wieder unter Timely und Marvel auf

1939 erkannte Martin Goodman, dass mit Comicbooks Geld zu verdienen ist. Er sah den Erfolg von Action Comics (Superman) bei National Periodical (ab 1976 DC). Er verpflichtete (über Frank Torpey) Funnies Inc. ihn mit Comics zu versorgen. Funnies Inc. war ein junges Unternehmen, welches eine Serie verlegt hatte "Motion Pictures Funnies Weekly" (April 1939, vermutlich ist nur die erste Ausgabe erschienen und diese ist superselten), welches die erste Namor-Story (Sub-Mariner) enthielt. Funnies Inc. war im kreativen Bereich gut, hatte aber Probleme, seine Inhalte zu verkaufen. Insofern ergab sich hier eine gute Kooperation mit dem Geschäftsmann Goodman.

Im Oktober 1939 erschien das erste Heft aus der Reihe "Marvel Comics" (Coverdatum November 1939, später Marvel Mystery Comics). In Marvel Comics 1 (Marvel Comics inspiriert von dem pulp-Titel "Marvel Science Stories") wurde das Material dann veröffentlicht, inkl. des Reprints der ersten Namor-Geschichte von Bill Everett mit zusätzlichen Seiten und in Farbe. Mit im Heft: the Human Torch von Carl Burgos, the Angel, Masked Raider und die Comic-Version von Ka-Zar. Nachdem mit der zweiten Auflage insgesamt 800.000 Ex dieser Ausgabe verkauft waren, gab Goodman den Auftrag für weitere Comics.

 

1939 stellte Martin Goodman Stanley Martin Lieber (Stan Lee) im Alter von 17 Jahren ein (Stan Lee ist der Cousin der Frau von Goodman). Anfangs zuständig für die niederen Büroarbeiten veröffentlichte Stan Lee 1941 seinen ersten Textbeitrag (hier Seite 1, Seite 2), einen Zweiseiter in Captain America Comics Nr. 3. Bald darauf begann er auch Geschichten für Comics zu schreiben. Zu Stan Lee (geboren am 28.12.1922 in New York) muss man an dieser Stelle nicht viel sagen, außer, dass Stan damals wohl noch andere Vorstellungen vom Schreiben hatte (was anspruchsvoll ist und was nicht) und darum den Künstlernamen Stan Lee wählte, weil Comics nicht die höchste Stufe der Schriftstellerei wären.

Stan Lee Joe Simon Jack Kirby
Stan Lee in jungen Jahren Joe Simon und Jack Kirby - das Kreativteam

1940 sicherte sich Goodman die Rechte an den Charakteren von Funnies Inc. und begann sein eigenes Kreativ-Personal einzustellen. Hauptsächlich freie Mitarbeiter, die vorher für Funnies Inc. gearbeitet haben. Fest angestellt wurde Joe Simon (und auch Carl Burgos), der die Funktion eines leitenden Redakteurs hatte (der erste Chefredakteur - vor Stan Lee übrigens – bis 1941) und als Jack Kirby mit ins Boot kam versuchten Simon und Kirby neue Charaktere/Serien zu entwickeln. (Joe Simon kannte Kirby schon vorher - Kirby, geboren am 28.8.1917 in New York als Jacob Kurtzberg.

Die Zusammenarbeitet mit Simon für Timely dauerte aber nicht lange, da Goodman Simon wieder feuerte, da dieser auch für andere Verlage arbeitete und lt. Goodman das zu einem Interessenskonflikt führte. Simons Meinung war, dass Goodman sich um die Zahlungen für Captain America drücken wollte. Kirby verließ das Unternahmen darauf hin auch bald.

Kirbys Karriere begann 1935 bei Fleischer Studios, wo er Popeye-Cartoons mitgestaltete. Zwischen 1936 und 1938 lernte er Joe Simon kennen, während er für Lincoln Newspaper Syndicate arbeitete. Kirby und Simon arbeiten in der Folge zusammen und produzierten Comics bis die Partnerschaft 1954 endete.)

Es gab einige Fehlversuche, ehe März 1941 das für Timely erfolgreichste Konzept (von Kirby und Simon) auf den Markt kam: Captain America Comics. Captain America entwickelte sich zur erfolgreichsten Timely-Serie und machte Superman und Bat-Man Konkurrenz.

Nachdem Jack Kirby und Joe Simon weg waren, hat Goodman Stan Lee zum Chefredakteur ernannt. Einen Position, die er viele Jahre behalten sollte. Zuerst aber nur zwischen 1941 und 1942, weil er zum Militär ging (Vincent Fago vertritt Stan während der Militärzeit als Chefredakteur 1942 bis 1945), und dann ab 1945 bis 1972. Erst 1972 wird er dann von Roy Thomas abgelöst werden.

In der Folge entstanden Superhelden in Massen bei vielen Verlagen (nach der Theorie: hast du ein erfolgreiches Produkt, mache gleich mehrere davon), die aber nach kurzer Zeit und wenigen Auftritten immer wieder verschwanden.

Captain America Comics 1 Captain America Comics Captain America Comics 75 Marvel Mystery Comics 92 Sub-Mariner-32
Captain America Comics 1 - de Start der erfolgreichste Timely-Serie (Kirby / Simon) Captain America Comics 3 - Stan veröffentlicht seine erste Geschichte Captain America 75 Marvel Mystery Comics 92 Sub-Mariner Comics 32

Captain America, Human Torch und Sub-Mariner waren die Helden, die Bestand hatten. Natürlich gab es nicht nur Superhelden bei Marvel. Western, Funnys, Krimis, Romantik-Comics gab es auch und gewannen auch mehr Bedeutung.

Nach den für die Superheldencomics erfolgreichen 30er und 40er Jahre (es gab mehr als zwei Dutzend Verlage mit mehr als 160 Titel und einer Gesamtauflage von 300 Millionen Heften bei 30 Millionen Umsatz) wurde es erstmal stiller um dieses Genre.

Nachdem der 2. Weltkrieg vorbei war, waren Superhelden (auch im Kampf gegen die Nazis) nicht mehr gefragt und auch in der Comicszene gab es natürlich immer wechselnde Trends.

Die Superhelden bei Timely wurden eingestellt ("Captain America Comics" mit Nr. 75, im Februar 1950, "Marvel Mystery Comics" (Human Torch) mit Nr. 92 im Juni 1949 und "Sub-Mariner Comics" mit Nr. 32, im Juni 1949). Nur National Periodical (DC) veröffentlichte noch weiter Superhelden-Comics.

 

 

Atlas-LogoAtlas

November 1951 ändert sich die Bezeichnung Timely in "Atlas Comics" (das Label existierte bis Oktober 57). "Atlas" war eine Vertriebsfirma, die Goodman gegründet hatte. Obwohl Timely eigentlich weiterhin seinen Namen behalten sollte, sind die Hefte aus diesem Zeitraum als "Atlas Comics" bekannt, weil die Hefte auch auf dem Cover das Vertriebs-Logo bekommen hatten. Es wurden Horror- (Vorbild EC), Science Fiction-, Funny-, Western-, Romantik-Comics (und alles, was Geld versprach) gemacht. Das Fernsehen, was nun als neues Medium Verbreitung fand, bot sich als Trend-Bestimmer an (liefen Western im Fernsehen gut, verlegte man Western-Comics, usw.).
Goodman versuchte stets mit Masse statt Klasse Umsatz zu machen und sorgte für einen hohen Output an Serien. Stan Lee sagte, "wir machten alles, was gefragt war und wir machten nicht nur Einiges, wir machten es dutzendweise" Bei Timely waren Künstler wie John Severin, Bill Everett (Sub-Mariner-Erfinder), Carl Burgos(Human Torch Erfinder) und auch Stan Goldberg (Redaktion).

John Romita Sr Jack Kirby Joe Simon Steve Ditko Fredric Wertham
John Romita Sr. Jack Kirby Joe Simon Steve Ditko Fredric Wertham - bekannt durch die Comic-Hatz

Das Buch "Seduction of the Innocent" (1954) von Dr. Fredric Wertham (der Psychiater hatte großen Einfluss und konnte sogar den Senat beeinflussen) und die damalige grundsätzlich eher konservative gesellschaftliche Grundhaltung (McCarthyismus; hat den Namen von dem damaligen Senator Joseph McCarty; dauerte ca. von 1947 bis 1956) führten zu einer Verteufelung der Comics.

Sie wurden beschuldigt, einen negativen Einfluss auf die Jugend zu haben (Comics führen zu Kinderprostitution, Pädophilie und Homosexualität) und es kam zur regelrechten Comic-Hatz. Sicherlich waren die Comic-Themen bzw. die Darstellung zu der Zeit auch recht blutrünstig (Horror, Verbrechen usw).

Letztlich war das der Höhepukt der Comic-Verteufelung, die schon um 1940 (mit sehr kritischen Aussagen) begann und sich bis 1948 und 1950 steigerte, wo man dann von Staatsseite mit harten Gesetzen den Comics mit schlechten moralischen Inhalten beizukommen versuchte (USA und Kanada).
Allerdings konnte man diverse Gesetzentwürfe nicht mit der Pressefreiheit unter einen Hut bekommen.
Diese Situation brachte die Comic-Verlage und damit auch Timely/Atlas in wirtschaftliche Bedrängnis.

Zu dieser Zeit (1948) wurde als Reaktion auf die anhaltende Kritik der Comic Code ins Leben gerufen (Comic Code Authority CCA). Eine Möglichkeit der Selbstzensur der Verlage, gegen Gewalt-Inhalte, Verbrechen und was die Jugend sonst noch vom rechten Pfad abbringen könnte. Nur diese Comics konnten über die normalen Vertriebskanäle verbreitet werden, welche die entsprechende Freigabe hatten. Der Comic Code, der später durch die Spider-Man-Geschichten über Drogen (Harry Osborne) und die Überzeugung der Marvel-Macher/Stan Lee wieder geändert wurde.

Syd Shores Tessie the Typist Millie the Model
Syd Shores im Vordergrund Tessie the Typist - neben Superhelden wurden bei Timely alle anderen Themen auch behandelt Millie the Model - weiteres Beispiel, dass bei den Marvel-Größen nicht nur Superhelden entstanden

Das Ausgraben der alten Serien (Horror und Brutalität war nun etwas problematisch) Captain America und Sub-Mariner und andern Helden (Superhelden auch in Young Men) (1953 bis 1955) (Captain America, gestaltet von John Romita Sr., Human Torch, gestaltet von Syd Shores oder Dick Ayers und Sub-Mariner von Bill Everett) brachten nicht den erhofften Erfolg und wurden schnell wieder eingestellt.

Kirby kam 1956 als freier Mitarbeiter für ein paar Monate zurück (seine anderen Aufträge waren nicht so einträglich, wie er erwartet hatte.)

Es waren keine guten Zeiten für Atlas und die Comicbranche und Goodman wollte schon den Comic-Bereich schließen. Seine Magazine und Paperbacks liefen profitabel und irgendwie wurde das Comic-Geschäft dann doch noch weiter betrieben. Kirby erzählte mal eine Geschichte, bei der er in das Büro kam und gesehen hatte, wie die Möbel abtransportiert wurden und Stan Lee geweint hätte. Jack hätte dann zu ihm gesagt, dass sie das schon wieder hinbekommen. Er brauche schließlich auch einen Job und Geld. Stan konnte diese Geschichte aber nicht bestätigen und meint, er hätte sicher nie geweint und die Situation kennt er nicht. Auf jeden Fall wurde das Comic-Geschäft nicht eingestellt.

Kreative Köpfe in diese Zeit waren Joe Maneely, Russ Heath, Gene Colan und Steve Ditko, Fred Kida, John Severin und Syd Shores.

Probleme bekam Timely/Atlas auch durch den Wechsel der Vertriebspartner. Goodman wollte Publikationen über "American News Company" vertreiben und machte seine Vertriebsfirma "Atlas" dicht. Keiner seiner Mitarbeiter hat verstanden, warum er das wollte, aber Goodman hatte entschieden.

Leider erwischte Martin Goodman ein schlechtes Timing. American News Company war der größte unabhängige Distributer zu der Zeit. Es gibt Infos, dass es wohl rechtliche Probleme (Monopolstellung) gegeben hätte, aber auch, dass ein wichtiger Kunde abgesprungen ist (Dell Comics) und dadurch das Geschäft unrentabel geworden ist. Auf jeden Fall schloss American News Company die Pforten und Goodman musste schnell einen neuen Vertriebs-Partner finden – Atlas gab es nicht mehr unddie einzig mögliche Alternative war "Independent News Distributing", deren Inhaber der große Konkurrent "National Comics (DC)" war.
Das Problem war, dass die Rahmenbedingungen so aussahen, dass Timely/Atlas nur 8 Ausgaben pro Monat publizieren durfte (also entweder 8 Monatshefte, oder 16 zweimonatlich erscheinende Serien), was eine arge Einschränkung darstellte.
So ging der Vertrieb ab Oktober 57 an Independent News über, gesteuert vom Rivalen DC, und der enge Vertrag erlaubte nur 8 Titel pro Monat. Zu dem Zeitpunkt verschwand auch das Atlas-Logo vom Titel. Independent News die erste Station in Goodmans Arbeitsleben.

1958 kam Kirby wieder langfristig zurück und begleitet Timely/Atlas/Marvel federführend in das Marvel-Zeitalter. (Kirby arbeitete in den 70ger Jahren noch für DC, nachdem er sich mit Lee zerstritten hatte, kam später zu Marvel zurück und arbeitete später auch für Pacific Comics. Kirby starb am 6.2 1994).

 

Marvel Comics Group

1961, Stan Lee arbeitet seit rund 21 Jahren bei Timely. Der Job macht ihm keinen Spaß mehr, weil er schon länger als Texter und Chefredakteur immer nach gleichem Strickmuster Horror- und Romantik-Storys schrieb und produzierte.
Der Comic-Markt war eingebrochen, auch die Hetzkampagnen von Wertham und Gesinnungsgenossen hatte seine Spuren hinterlassen. Der Umsatz und die Auflagen waren lange nicht mehr so hoch wie zu den Golden-Age-Zeiten.

Amazing Adventures Amazing Fantasy 15 Fantastic Four 1
Amazing Adventures 3 Amazing Fantasy 15 Fantastic Four 1

Die Zeit der Marvel Comics begann mit Amazing Adventures 3, Ausgabe August 1961; erschienen im Mai 1961 – das erste Hefte, das als Marvel Comic bezeichnet wurde.

Aber wieder schaffte es DC mit Flash und Justice League neue Superhelden-Zeichen zu setzen und neue große Erfolge zu feiern. Goodman, ein Geschäftsmann, der (wie schon erwähnt) inhaltlich nicht sehr innovativ war, sondern gerne auf fahrende Züge aufsprang und von Trends mitprofitieren wollte, gibt Stan Lee den Auftrag, ein vergleichbares Konzept mit Superhelden zu entwerfen.

Zusammen mit Jack Kirby wurden die Fantastic Four entwickelt.
Der Erfolg der Fantastic Four war gut und größer als erwartet. Der Grund lag wohl auch am Konzept der Marvel-Superhelden, sie menschlich zu machen, d.h. sie müssen sich mit Alltagsproblemen auseinander setzen und sind nicht immer mit ihren Superkräften glücklich. Marvel hatte noch nie so ein gewaltiges Feedback von den Lesern erhalten, wie bei den Fantastic Four.
In der Folge erschienen nun weitere Marvel-Superhelden nach dem gleichen Strickmuster. Helden, die neben ihrem Superheldendasein noch ein Privatleben haben, mit den gleichen Problemen wie Du und ich. Damit konnten die Helden schnell eine hohe Beliebtheit erreichen, da die Konkurrenz von National (DC) nur "perfekte" Helden zu bieten hatte, die als Identifikationsfigur nicht die gleiche Qualität hatten.
Horrorcomics hatten sich bei Marvel kurzfristig in Superhelden-Comics verwandelt. Tales of Suspence hatte Iron-Man Stories, Tales to Astonish beinhaltete Giant-Man und Wasp und später Hulk und den wieder ausgegrabenen Sub-Mariner.

Spider-Man war ein Charakter, der wie kaum ein anderer für Marvel stehen sollte und über all die Jahre sicherlich der beliebteste Held im Marvel-Universum war. Er durfte sich im August 1962 erstmals in Amazing Fantasy 15 zeigen, eine Serie, die kurz vor der Einstellung war und in der Stan Lee mit einem neuen Helden experimentieren durfte. Ausnahmsweise war diesmal nicht Kirby sein Partner, sondern Steve Ditko, dessen Zeichnungen besser zum Spider-Man passen sollten. Spider-Man kam an und hatte 7 Monate später eine eigene Serie, The Amazing Spider-Man.

Roy Thomas Len Wein Marv Wolfmann Gerry Conway Archie Goodwin
Roy Thomas
1972-1974
Len Wein
1974-1975
Marv Wolfman
1974-1976
Gerry Conway
1976
Archie Goodwin
1976-1978 (links)

Wer letztlich die Konzepte/Helden nun geschaffen hatte, ist heute nicht mehr wirklich nachvollziehbar. Nachdem sowohl Lee als auch Kirby sich mit dem Erfolg gerne schmücken wollten (und sich in den letzen Jahren auch nicht wirklich gut verstanden hatten), beanspruchten die Parteien die Schöpferkrone gerne für sich. Im Grunde haben sicherlich alle ihren Beitrag dafür geliefert, da die Vorgaben von Lee in der Zeit grundsätzlich nicht besonders ausgetüftelt waren und dem Zeichner somit große Freiräume gelassen haben. Es hätten auch nicht diese Mengen an Storys produziert werden können, wenn Lee alles genau vorgegeben hätte. Es gab nur einen groben schriftlichen Entwurf der Geschichte und der Zeichner machte innerhalb dieses Rahmens die Story. Wenn die Zeichnungen fertig waren, ergänzte der Autor die Texte in den Blasen.

Der kreative Kern waren neben Stan Lee, Jack Kirby, Steve Ditko noch Werner Roth, Bill Everett, John Romita Sr. und Don Heck.

1968 verkaufte Goodman Marvel an Perfect Films (die ihn noch weiter als Präsident beschäftigten).

Stan Lee wurde nun Herausgeber (1972) und sein Nachfolger auf dem Posten des Chefredakteurs wurde Roy Thomas (1972 bis 1974), der aber schnell das operative Arbeiten (Story schreiben, Texten) vermisst und darum recht schnell den Job wieder aufgegeben hat, später Len Wein (1974 bis 1975), Marv Wolfman (Magazine 1974 bis 1975; 1975 bis 1976), Gerry Conway (1976), Archie Goodwin (1976 bis 1978), Jim Shooter (1978 bis 1987, hat eine längere Periode durchgestanden und vermutlich mehr als alle anderen Chefredakteure bewirkt), Tom DeFalco (1987 bis 1994), Bob Harras (1995 bis 2000), Joe Quesada (ab 2000 und jetzt unter Disney weiter aufgestiegen).

Stan Lee hatte immer die Vorstellung, die Leser mit Hintergrund-Informationen zu versorgen und sie somit einzubeziehen. Es wurden Fanclubs wie FOOM (Friends of Ol Marvel) ins Leben gerufen, mit der Info-Zeitschrift FOOM, oder später Marvel Age. Lee wollte, dass die Fans sich als Insider und Teil der Marvel-Gemeinde fühlen und nicht nur als Konsumenten. Das war sicherlich einer der Bausteine des Erfolges von Marvel, den jeder Mitarbeiter bei Marvel auch gelebt hatte.

In den 70ger Jahren ließ das Interesse an Superhelden wieder etwas nach und es wurden mehr Horror-Comics produziert (z.B. Dracula, Man-Thing, Werewolf by Night).
Dennoch sind in der Zeit die Gewinne bei Marvel insgesamt geschmolzen. Weniger Umsatz und höhere Produktionskosten führten dazu, ohne dass es die besondere Begründung für die eher schlechte Gesamtsituation gegeben hätte. Die Star Wars-Rechte haben in dieser Zeit lt. Jim Shooter Marvel über Wasser gehalten. George Lukas (damals noch nicht der Star) hatte mit Roy Thomas die Star Wars Comics abgesprochen, wobei Thomas intern einige Hindernisse überwinden musste, ehe die Star Wars Comics veröffentlicht wurden. Die hohen verkauften Auflagen halfen Marvel wieder auf den Gewinn-Kurs.

Jim Shooter Tom De Falco Bob Harras Joe Quesada
Jim Shooter 1978-1987 Tom De Falco
1987-1994
Bob Harras
1995-2000
Joe Quesada
ab 2000

1978 wurde Jim Shooter Chefredakteur und versuchte bei Marvel einen professionelleren Arbeitsstil und wieder bessere inhaltliche Qualität durchzusetzen, nachdem seine Vorgänger nur recht kurz am Werk waren. Termintreue und ein etwas diktatorischer Stil wurde von Shooter bei Marvel eingeführt. Das machte ihn nicht überall sehr beliebt, aber er leistete seinen Beitrag, Marvel wieder wirtschaftlich erfolgreicher zu machen.

1987 musste er die Segel streichen, da er sich mit seiner sehr wirtschaftlich orientierten Arbeitsweise einige Feinde bei den altgedienten Kreativen gemacht hatte. Dabei hat er auch für die Künstler Positives erreicht, indem er für diverse Mehrfachnutzungen der Werke Lizenzgewinne für die Kreativen ermöglichte. Die Crossover-Storys wurden unter seiner Regie zu einem wirtschaftlichen Erfolgsmittel und die organisatorischen Produktions-Abläufe hatte er professionalisiert.

1988 kaufte Ronald Perleman von Cadence (Inhaber von Perfect Films) den Marvel-Verlag. Perleman kaufte nach Heuschrecken-Art (also auf Pump, die Schulden wurden dann den jeweiligen Firmen untergeschoben) Fleer und Skybox (Sammelkarten), Panini (Klebebildchen; so kam dann in der Folge auch die Zusammenarbeit mit Panini) und Heroes World (Vertrieb).

Ohne auf die Qualität zu achten, kehrte man unter Ron Perleman zur Goodman-Philosophie zurück und versuchte mit viel Masse wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Perleman brachte Marvel schließlich an die Börse. Durch den Kauf von Malibu Comics 1994 wollte man an die neuartige Computer-Kolorierungstechnik kommen.
Durch den neuen Vertriebskanal, den Marvel mit Heroes World beschreiten wollte, kamen Händler in Schwierigkeiten, bzw. Konditionen wurden für Händler schlechter, so dass sie nicht mehr erfolgreich arbeiten konnten. Durch Pleiten und Schließungen bei vielen Comic-Händlern verlor auch Marvel einige Vertriebskanäle. Durch eine immer schlechter werdende Qualität der Hefte ging es Marvel wirtschaftlich immer bescheidener.

Ron Perleman
Ron Perleman

Blinder Aktionismus führte zu einigen Versuchen, Helden neu zu konzipieren, nicht dabei bedenkend, dass die bisherigen Kunden das Marveluniversum so ganz ok fanden und man diese mit Umkrempelaktionen u.U. verlieren könnte. Es erwischte auch Spider-Man mit der Klon-Saga, bei der man Spider-Man vom Peter Parker-Ballast zu befreien versuchte. Später ist man inhaltlich wieder zurück gerudert.

1997 musste Marvel Konkurs anmelden (nicht zuletzt durch die Schulden, die beim Verkauf zustande gekommen waren und dem Verlag dann belastet wurden).

Marvel wurde von Toy-Biz übernommen und von Avi Arad, Joe Quesada, Isaac Perlmutter und Bill Jemas (der aber 2003 wieder gefeuert wurde und durch Dan Buckely ersetzt wurde), geleitet.
Diese gingen das Geschäft innovativer als ihre letzten Vorgänger an und setzten auf den Film als neues Medium für die Marvel-Helden.
Die Filme X-Men, Spider-Man usw. kamen gut an und mit den Beteiligungen an der Film-Vermarktung konnte Marvel wieder gute Zahlen schreiben. Allein die Print-Version der Comic-Helden hätte das nicht geschafft.

Marvel war immer in New York City ansässig, hier die Stationen:
McGraw-Hill Building in der West 42nd Street (noch als Timely Comics 1939);
in der Suite 1401 des Empire State Building;
in 635 Madison Avenue (nicht 625 Madison Ave.); dann 575 Madison Avenue; 387 Park Avenue South; 10 East 40th Street; und 417 Fifth Avenue.

Bislang hatte Marvel nur Geld von Filmproduzenten/-studios bekommen, weil sie Ihnen die Vermarktungsrechte für bestimmte Superhelden zur Verfügung stellten. So konnte es durchaus sein, das ein Film mehrere Hundert Mio. US$ einspielte, Marvel dafür aber nur ein paar Prozente zurück bekam. Das konnten dann auch mal nur ein paar Mio. US$ im EINstelligen Bereich sein.

Um an der Film-Produktion noch besser zu verdienen, gründete Marvel dann ein eigenes Filmstudio. Leider sind die Vermarktungsrechte an bestimmten Figuren noch immer an andere Produzenten oder Filmstudios gebunden, so dass sie von Marvel nicht direkt genutzt werden können. Dies dürfte wohl auch der Grund sein, dass Thor, Captain Amerika und die Rächer noch nicht zum Zuge gekommen waren, da hier die Rechte noch bei Marvel lagen. Mit Iron-Man I und II ist man dabei schon mal sehr gut gefahren.

Man versuchte nun wieder die Konzepte zu verbessern, bzw. neue Sachen zu testen. So kamen die Ultimate Comics gut an (zumindest bei vielen Lesern, was die Umsätze zeigen) und es gelang der neuen Führungsriege, die Verkaufszahlen wieder zu stabilisieren.
Auch Civil War brachte Marvel wieder mehr Aufmerksamkeit ein und die Verkaufszahlen haben sich wieder besser entwickelt. Zwar ist das im Grunde wieder die alte Vorgehensweise, mit Crossover-Stories Anreize zum Kauf aller Serien zu setzten (Shooter hatte das schon perfektioniert), aber sicherlich wurde das nun spannender umgesetzt.

2009 August/September: Walt Disney übernimmt Marvel für umgerechnet 2,8 Milliarden Euro. Der Grund ist nicht, dass es einem der beiden Partien schlecht geht (die Zahlen sind momentan recht gut), sondern weil sich Disney neue Zielgruppen erschließen will. Marvel wäre eine gute Ergänzung zu den Disney-Produkten.
Disney wollte sich die Rechte für die Marvel-Charaktere sichern, da man künftig noch mehr ins Film-/Spiele-Geschäft einsteigen möchte. Für Disney ist es künftig möglich, nicht nur die Zielgruppe der jugendlichen Mädchen zu erreichen, sondern nun auch vermehrt die männlichen Jugendlichen mit Hilfe der Marvel-Titel. Disney hat mit Buena Vista eine florierende Vertriebsorganisation, Marvel die entsprechenden Charaktere, die nur auf die Vermarktung warten. Erfolgreich waren die letzten Film-Produktionen mit Marvel-Material allemal.

An den Lizenz-Verträgen möchte Disney wohl erstmal nichts ändern, sondern sie weiterlaufen lassen. Wobei es aber durchaus auch möglich ist, das man die bestehenden Verträge gar nicht ändern kann, da sie aufgrund der bestehenden Absprachen weiterhin bei den Filmstudios liegen. Ob es Auswirkungen auf Marvel Deutschland (Panini) haben wird, ist derzeit nicht zu erwarten.

Bleibt zu hoffen, dass Disney keine radikalen Veränderungen bei Marvel umsetzen wird, sondern den begonnenen, erfolgreichen Weg unterstützt.

Wie es mit den Marvels weiter geht, bleibt spannend. Die Befürchtung ist, dass es in 10 Jahren (Dank Spielekonsolen, Internet und anderer Unterhaltungsmedien) nur noch spezialisierte Nischen-Verlage mit sehr geringen Auflagen bei den Publikationen geben wird. Das entspricht nicht unbedingt der Philosophie von Marvel. Aber vielleicht kann der Kauf durch Disney positive Impulse bringen. Man kann auch dem Kauf durch Disney den positiven Aspekt ableiten, dass die Top-Medien-Profis mit Marvel ein gutes Geschäft erwarten.
2010/2011: Bislang hat man bei Disney/ Marvel nicht den Eindruck, dass alles über den Haufen geworfen wird. Lediglich die Film-Vermarktung der Marvel-Helden scheint etwas mehr Schwung bekommen zu haben und die Charaktere, die rechtlich bei Marvel liegen, finden schnell den Weg ins Kino.

 

Fortsetzung Folgt
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