Erlangen 2010

Erlangen 2010

kurze Info

Ja, sie haben es wieder gemacht.
Diese Panini-Sammelbilder. Schrecklich.
Wieder hatte man kaum Zeit, sich normal umzusehen, stets war der Druck nach den Bildchen da. Zwar ergaben sich dadurch immer wieder nette Gespräche (manche würden es auch Betteln nennen – habt Ihr Sticker? Kann ich bitte welche haben? Bitte gleich zwei Sätze, einen für mich und einen für meinen armen Sohn, der leider nicht dabei sein kann..., ich kaufe den Stapel Comics da, aber nur, wenn ich Sticker bekomme...), aber auch schroffe Ablehnung (wir haben nichts mehr, morgen wieder). Mir fehlen übrigens noch 66, 68, 88, 92, 109, 111, 112, 115, 117, 118, 119, 120, 121, 123, 130, 131, 132, 133, 134, 135, 136, 173, 174, 186, 208, 216, 217, 220. Wer kann helfen/tauschen? (Eränzung: ich habe die Bilder mittlerweile)

Und wart Ihr auch alle da? Es war viel los und ich glaube, es war jeder da.
Selbst wenn man dann mal Zeit gefunden hat, um ein Pläuschchen zu wagen, wurde immer gestört. Es war einfach irre viel los und wenn man die Standbesatzungen am Abend gesehen hatte, jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen, Kreislauf wohl im Eimer, wurde (zumindest mir) wieder klar, die Comic-Tage sind zu kurz für die Menge an Besuchern. Fast jedes Gespräch endete mit "ich schicke dann mal ne eMail, dann können wir in Ruhe...".

Grundsätzlich war ich schon beeindruckt, was sich so an Nachwuchs gezeigt hatte. Wenn ich manche Arbeiten (über die Schulter blickend) sehen durfte, war das schon recht gut und hatte nicht mehr sehr viel mit Spass- und Teilzeit-Arbeiten zu tun. Eine solche Masse an guten Arbeiten/Leuten ist mir in den letzten Jahren nicht aufgefallen.
Sehr schön war, dass auch auf der Konsumenten-Seite sehr viele junge Leute (Gott, höre ich mich alt an...) unterwegs waren. Hat man noch vor wenigen Jahren viele Sammler/Fans der Lehning-Zeit getroffen, so waren diesmal viele unterwegs, die vermutlich nicht mal wissen, wer H.-R. Wäscher ist. Vermutlich können die auch wenig mit dem Namen Kirby was anfangen.
Für die Entwicklung der Comics ist es wichtig und gut, dass auf der Macher- und auf der Leser-Seite neue Leute dazu kommen und auch neue Ansprüche, Wünsche und somit neue Richtungen.

Ein wenig überrascht war ich, dass sich zum Thema "Comics im Web" doch recht wenig tut. Die Vorgehensweise "Comics nicht mehr drucken, sondern als jpg oder gif ins Netz stellen" ist noch immer die Grundidee. Ob das der Weisheit letzter Schluss ist, wage ich zu bezweifeln. Die Comics künftig am Monitor zu lesen, ohne irgendwelchen Zusatznutzen oder anderen Schnickschnack und gar auf dem iPhone mit wildem hin und her navigieren um die nächsten Bilder sehen zu können, ist u.U. nicht die Art von Comics, auf welche die Welt gewartet hat.

Endlich hatte ich die Gelegenheit, Rüdiger Schuster (Fanzine Marvel Fan und Comic-Laden in Köln, Fantastic Store Bonnerstr.9, 50677 Köln) die Flosse zu schütteln. So ein wenig habe ich den Eindruck, dass er kein Freund von Massenveranstaltungen ist, sondern eher im kleineren Kreis sein Hobby pflegt. Eine nachvollziehbare Einstellung. Etwas deprimierend war allerdings seine Aussage, dass er jetzt Marvel und Atlas komplett hat! Schluck. Davon bin ich ja noch meilenweit entfernt und bin mir nicht mal sicher, ob das jemals klappen wird. Sei es drum und sei es ihm gegönnt (muss ein tolles Gefühl sein).

Am Cross Cult Stand hat mich eine sympathische Frau in ein Gespräch verwickelt, die offensichtlich extrem von den Star Treck-Büchern begeistert war. Kann ich verstehen, selber lange genug ST-Fan/Leser/Sammler gewesen. Erst nach einer Weile hat sie sich dann als Lektorin diverser Bücher geoutet (Gisela Schell). Sollte aber keine Verkaufsveranstaltung sein – die Begeisterung für die Bücher war echt. Nebenbei verkauft ihr Mann und sie Weihnachtsbäume (jetzt allerdings noch nicht ... für den, der in ein paar Monaten Interesse hat, kann sicherlich über Cross Cult Kontakt hergestellt werden) und scheint ein recht abwechslungsreiches Leben auf dem Bauernhof zu führen.

Hartmut Haggi Klotzbücher habe ich noch nicht von einer Fortsetzung Tommi gegen Tommi überzeugen können. Dabei wäre es doch so eine klasse Idee, damit mal ansatzweise eine Online-Comic-Sache daraus zu machen. Mit Online-Comic meine ich aber jetzt nicht, die Zeichnungen einfach auf die Seite zu Stellen (siehe auch Kommentar zum Stand Online-Comics). Als er zweimal "nein" gesagt hatte, einigten wir uns darauf, dass ich ihm das nochmals eMaile und er in sich geht (vielleicht kann er ja dann die Online-Comic-Szene so richtig "nach vorne" bringen, wenn er sich zu dem Projekt durchringen kann).

Die Mangas machen mir langsam Angst. Keine Ecke, aus der nicht so ein Büchlein herausspitzt. Das reine Bauchgefühl sagt mir irgendwie, dass die Mangas hauptsächlich Frauen-/Mädchen-Sache ist. Sowohl auf der Leser- als auch auf der Zeichner-/Verfasser-Seite. An einem Stand (schwarzer Turm) saßen zeitweise nur noch weibliche Manga-Kreative.

Eine Manga- und was-weiß-ich-noch-Kreative ist mir besonders aufgefallen. War es das Korsett bei den sommerlichen Temperaturen (he, es regnet nicht!) oder einfach die sympathische und irgendwie durchgeknallte Art sich zu präsentieren oder das freiwillige Herausrücken der Klebebildchen? Es geht um die Fahr Sindram, die für Butter & Cream arbeitet. Nachdem ich mit Mangas nicht wirklich viel am Hut hatte fand ich ein Interview (was ich dann nach Erlangen gelesen habe) (hier der Link zum Interview) recht interessant und habe mir tatsächlich mal ihre Mangas gekauft. Mal sehen.

Eckart Sackmann hätte ich gerne mal länger gesprochen, zumal der Mann meiner Ansicht nach journalistisch-wissenschaftlich (= eigene Wortkreation) die besten Beiträge leistet und nun wirklich über eine lange Comic-Geschichte erzählen kann. Obwohl er einverstanden war, hat es dann doch nicht geklappt. Aufgeschoben ......

Endlich habe ich ihn mal getroffen: Werner Waigl. Sicherlich für viele nichts Besonderes, aber ich habe ihm tatsächlich noch nie gegenüber gestanden und das als treuer Strip Spiegel-Leser. War kurz aber nett und wir haben hauptsächlich über andere (aus dem Comic-Bereich) gesprochen und Schwänke ausgetauscht über die, die nicht mehr unter uns weilen (tja, das waren einige, wie wir dabei bemerkt haben, hmpf, nachdenklicher Blick). Gut sieht er aus, aber Strip Spiegel will er so schnell nicht mehr machen.

Meine große Hoffnung, eine Zeichnung von Milo Manara zu ergattern hatte sich natürlich nicht erfüllt. Ich hasse Glücksspiele (man musste einen Pasch mit zwei Würfeln werfen, um einen "ich-bekomme-eine-Zeichnung"-Zettel zu erhalten; ich glaube, es gab 15 Zettel).
Dafür habe ich einen sehr positiven Eindruck von Howard Chaykin bekommen. Wenn man ihn zwischen seinen Signierstunden angesprochen hatte, war er sehr freundlich und zugänglich und hat auch noch das Panini-Klebebildchen-Album signiert).

Insgesamt hat man sich sehr viel Mühe gegeben. Alle Kollegen, die mit organisatorischen Sachen beschäftigt waren (vor allem die im Eingangsbereich) waren sehr freundlich und immer hilfsbereit. An den Ständen war man stets bemüht und trotz Hitze und einer Menge Besucher waren alle sehr freundlich.
Schön, dass es wieder jüngere Leute gibt, die sich für Comics interessieren und neue Impulse bringen.
Soweit mein ganz persönlicher Eindruck vom Comic Salon Erlangen.
Äh, und wenn jemand die angesprochenen Paninibilder doppelt hat .... bitte melden. :-)


		Zeichnungen aus der Milo Manara-Ausstellung. Rechts oben ein nicht verwendetes Cover für die X-Woman und drunter die Cover-Zeichnung, da drunter eine Seite aus dem Heft (ich konnte die Aufpasserin nicht überreden, beide Augen zuzudrücken, wenn ich mir ein paar Bilder krallen würde)